Lernt in diesem aufgeschlossen, ehrlichen Interview den Hochzeitsfotografen und Herzensmenschen Michael Schreiber kennen. Auf seinen Fotos seht ihr nur einige der vielen und vor allem vielseitigen Augenblicke, die man im Berufsalltag als Hochzeitsfotograf so festhält. Wenn man dann noch Begeisterung und technisches Know-How zugleich an den Tag legt, können einem selbst peinliche Ausrutscher nur positiv in Erinnerung bleiben…
Hallo lieber Michael! Kannst du uns erzählen, wie du zur Fotografie gekommen bist?
Vor ein paar Jahren machten meine liebe Frau und ich unsere erste große Reise. Es ging quer über den Atlantik nach Kuba. Für dieses Abenteuer brauchten wir natürlich eine bessere Kamera als unsere damals wirklich noch schlechten Handykameras. Gesagt, getan: Spiegelreflexkamera gekauft und ab nach Kuba. Dass ich dann in Kuba angekommen kaum zum Fotografieren gekommen bin, weil meine Frau mit einer Lebensmittelvergiftung flach lag, ist eine andere Geschichte. Wieder gesund in Wien gelandet, folgten einige Ausbildungen und unzählige Stunden Selbststudium vor dem Computer. Es dauerte auch nicht allzu lange, bis mich ein befreundetes Paar fragte, ob ich mir vorstellen könnte, ihre Hochzeit zu fotografieren. „Klar kann ich mir das vorstellen“, hab ich gesagt – ohne zu wissen, was auf mich zukommen wird. Die positive Stimmung am Hochzeitstag und die Freude und Liebe der Menschen haben mich sofort gefangen und ich wusste, dass ich mehr in diese wundervolle Richtung machen möchte.
Was ist in deiner Kameratasche?
Der neueste und auch sicher schwerste Bewohner meiner Kameratasche ist auf jeden Fall meine Mamiya 645, eine analoge Mittelformatkamera. Sonst sind noch zwei Canon 5D Mark III dabei, einige Festbrennweiten von 35mm bis 85mm, zwei Blitze und Funkauslöser für den Abend, viel zu viele Speicherkarten und einige analoge Filme (Fuji 400H und Portra 400). Was auch nicht fehlen darf, vor allem bei all den schönen Sommerhochzeiten im Freien: Sonnencreme.
Wie würdest du deinen Stil beschreiben?
Sich selbst oder seinen eigenen Stil zu beschreiben ist immer schwierig. Ich liebe zum Beispiel bunte und verrückte Socken. Pink mit Bananen, Blitzblau mit Donuts, Hauptsache knallig und crazy. Aber ich denke, die Frage bezieht sich mehr auf den Stil meiner Bilder. Meine Bilder sind hell und freundlich und spiegeln die positive Stimmung des Hochzeitstages. Ich will Bilder erschaffen, bei denen man ein bestimmtes Gefühl wieder bekommt, wenn man sie ansieht. Meine Brautpaare sollten die Bilder auch in 50 Jahren noch immer voller Stolz ihren Enkelkindern zeigen können. Und der Bräutigam sollte sich auch dann noch an das Gefühl erinnern, wie es war, damals das erste Mal seine Braut zu sehen.
Wie bereitest du dich auf den großen Tag mit den zukünftigen Brautpaaren vor?
Ich versuche immer, eine freundschaftliche und lockere Beziehung zu „meinen“ Brautpaaren aufzubauen. Das beginnt bei der Anfrage per E-Mail oder Telefonat, geht dann über zum ersten persönlichen Kennenlernen bei der Vorbesprechung, idealerweise gibt es vor der Hochzeit noch ein entspanntes Engagement Shooting und endet einen Tag vor der Hochzeit, wo ich nochmal kurz nachfrage, ob alles passt und die ausgemachten Zeiten bestätige. Ich stell mir immer die Frage: „Was würde mir Sicherheit geben, wenn es um meine Hochzeit ginge?“ Am Ende kommt im besten Fall nicht der „Fotograf“ sondern ein Freund zur Hochzeit.
Das Shooting deiner Träume wäre …
Vor einigen Jahren reiste ich sechs Wochen mit meiner Frau in einem Camper Van durch Australien und Neuseeland. Das Lebensgefühl und die Schönheit der Natur am anderen Ende der Welt begeistern mich heute noch, Jahre danach. Wenn ich also wählen könnte, würde ich gerne diese Reise wiederholen und auf all den atemberaubenden Berggipfeln und an den kilometerweiten Sandstränden shooten. Und nachher noch eine Runde surfen!
Gibt es ein (bekanntes) Foto, das dich mehr als andere berührt? Warum?
Ja gibt es, und es ist mit keiner teuren Kamera aufgenommen, das Licht ist schrecklich und der Bildausschnitt ist alles andere als optimal. Es ist ein Foto meines Sohnes wenige Minuten nach seiner Geburt. Wenn ich das Bild betrachte, bekomme ich auf der Stelle Gänsehaut und erinnere mich an das Gefühl, das ich hatte als ich diesen kleinen Menschen das erste Mal sah. Stolz und Liebe.
Ein Tipp für junge Fotografen – Wie fängt man am besten an?
Bin ich mit meinen 31 Jahren schon so alt, dass ich „jungen“ Fotografen Tipps geben darf? Gerade am Beginn einer fotografischen Karriere kann es sein, dass man versucht, von allem ein wenig aber nichts so richtig zu machen. Etwas, das mir sehr geholfen hat, war herauszufinden was ich nicht machen möchte. Das kann ich jungen Fotografen mit auf den Weg geben: Finde heraus was du nicht machen möchtest und steck deine ganze Energie und Arbeit in den Bereich, für den du brennst. Spezialisiere dich und mach lieber eine Sache fantastisch, als fünf Sachen nur so halb.
Was ist das Lustigste was dir bei einer Hochzeitsdoku passiert ist?
Ich kann mich an eine lustige, für mich dann fast schon peinliche Situation erinnern. Es war eine standesamtliche Hochzeit in einem wunderschönen Schloss, der riesige Prunksaal war bis auf den letzten Platz mit Hochzeitsgästen gefüllt. Die Trauung startete pünktlich, alles wunderbar. Um einen besseren Winkel für ein Foto der Braut zu bekommen, wollte ich mich kurz neben die Standesbeamtin stellen. Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste war, dass der Lichtschalter für den gesamten Prunksaal am Boden neben dem Tisch der Standesbeamtin installiert war. Mit Schuhgröße 45 war es für mich natürlich ein leichtes, diesen Lichtschalter am Boden zu finden, und ZACK, der gesamte Saal war auf einmal stockdunkel. Es dauerte dann auch einige Sekunden, bis ich begriffen hatte, dass ich gerade unabsichtlich das Licht abgeschaltet hatte. Mit Gekicher aus den ersten Reihen begleitet, schaltete ich dann etwas peinlich berührt das Licht wieder an. Die Trauung konnte weitergehen. Nach einer kurzen Zeit wollte ich dann auf die andere Seite des Tisches, ihr wisst schon, toller Winkel für den Bräutigam und kein Lichtschalter am Boden. Dachte ich zumindest. Der Elektriker des Schlosses muss ein sehr gewissenhafter Arbeiter sein, denn er hat sicherheitshalber auch auf der anderen Seite des Tisches einen Lichtschalter im Boden verbaut. Und wie kann es anders sein, auch diesen Schalter fand ich unabsichtlich. ZACK, im Saal wurde es zum zweiten Mal finster. Aus dem spärlichen Gekicher vom ersten Lichtausfall wurde jetzt ein gigantisches Gelächter, das den ganzen Saal erfüllte, inklusive Brautpaar und Standesbeamtin. Auch wenn ich in diesem Moment im Boden versinken wollte, die Bilder des lachenden Brautpaares waren es absolut wert.
Du bist nicht nur Fotograf– sondern auch…
Ich bin stolzer Jungpapa, glücklicher Ehemann, begeisterter Hobbykoch, Weltenbummler, ein unglaublich schlechter Sänger, Tierfreund, motivierter Snowboarder, talentfreier Skateboarder, Footballfan und Ex-Spieler, Bartträger und zur Hälfte Ehrentiroler und Ur-Wiener.
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Finden könnt ihr Michael auf seiner Website & bei Instagram
& noch mehr über ihn und sein Handwerk erfahren. Jetzt lassen wir aber erst einmal seine Bilder für sich sprechen.